Aktuelles › Fraun­ho­fer IOF · For­schungs­pro­jekt HYPERSPACE will Grund­lage für inter­kon­ti­nen­ta­les Quan­ten­netz­werk schaffen

Gemein­sam wol­len For­schende aus Europa und Kanada die Grund­lage für ein inter­kon­ti­nen­ta­les Netz­werk zur Quan­ten­kom­mu­ni­ka­tion schaf­fen. Im Rah­men des Pro­jek­tes HYPERSPACE soll dabei spe­zi­ell die Ver­tei­lung ver­schränk­ter Pho­to­nen via Satel­lit erforscht wer­den. Das For­schungs­vor­ha­ben ist nun in seine drei­jäh­rige Pro­jekt­lauf­zeit gestartet.

Auf kur­zen Distan­zen sind ver­schränkte Pho­to­nen bereits in ver­schie­de­nen Expe­ri­men­ten erfolg­reich aus­ge­tauscht wor­den. Doch der inter­kon­ti­nen­tale und damit poten­zi­ell glo­bale Aus­tausch ist nach wie vor eine Her­aus­for­de­rung. Dem stellt sich das neue For­schungs­pro­jekt HYPERSPACE. Gemein­sam wol­len For­schende aus Europa und Kanada hier die Grund­lage für eine kana­disch-euro­päi­sche Ver­bin­dung schaf­fen. Die stra­te­gi­sche Zusam­men­ar­beit rich­tet ihr Augen­merk dabei auf die Erfor­schung inte­grier­ter Quan­ten­pho­to­nik sowie opti­scher Welt­raum­kom­mu­ni­ka­tion zuguns­ten eines satel­li­ten­ge­stütz­ten Quan­ten­netz­wer­kes zwi­schen den Kontinenten.

Ver­schrän­kungs­ver­tei­lung im Weltraum

Welt­weit gibt es immer wie­der Expe­ri­mente, um ver­schränkte Pho­to­nen über mög­lichst weite Distan­zen aus­zu­tau­schen, z. B. mit­tels Frei­strahl durch die Luft oder über im Boden ver­legte Glas­fa­sern. Aller­dings schrän­ken das Detek­tor­rau­schen sowie die unver­meid­li­chen Ver­luste bei einer faser­ba­sier­ten Über­tra­gung die Reich­weite ter­res­tri­scher Über­tra­gung der­zeit noch auf einige hun­dert Kilo­me­ter ein. In Zukunft könn­ten soge­nannte Quan­ten-Repea­ter Ver­schrän­kun­gen auch über län­gere Faser­stre­cken ermög­li­chen. Jedoch ste­hen For­schende noch vor einer Viel­zahl tech­no­lo­gi­scher Her­aus­for­de­run­gen bis eine hin­rei­chende Stei­ge­rung der Reich­weite, wie sie für ein glo­ba­les Netz­werk nötig wäre, mög­lich wird. Die Lösung: der direkte Aus­tausch von ver­schränk­ten Pho­to­nen im Welt­raum via opti­scher Satellitenverbindungen.

Das über­grei­fende Ziel von HYPERSPACE ist es daher, die satel­li­ten­ge­stützte Quan­ten­kom­mu­ni­ka­tion anhand von Expe­ri­men­ten zu ska­lier­ba­ren glo­ba­len Quan­ten­netz­wer­ken wei­ter­zu­ent­wi­ckeln. Zu die­sem Zweck umfasst HYPERSPACE die For­schung und Inno­va­tion ent­lang der gesam­ten Pro­zess­kette der pho­to­ni­schen Quan­ten­kom­mu­ni­ka­tion: von der rausch­re­sis­ten­ten Zustand­s­co­die­rung über voll­stän­dig faser­ge­bun­dene und pho­to­nisch inte­grierte Quan­ten­licht­quel­len sowie frei­raum­kom­pa­ti­ble Zustands­ana­ly­sa­to­ren bis hin zur Imple­men­tie­rung fort­ge­schrit­te­ner Pro­to­kolle, die durch die Nut­zung der Ver­schrän­kung in meh­re­ren Frei­heits­gra­den – der so genann­ten Hyper­ver­schrän­kung – erleich­tert werden.

Acht Part­ner aus Europa und Kanada

An dem Pro­jekt sind ins­ge­samt acht Part­ner aus Europa und Kanada betei­ligt: Neben dem Fraun­ho­fer-Insti­tut für Ange­wandte Optik und Fein­me­cha­nik IOF sind dies die Uni­ver­sità degli Studi di Pavia und Uni­ver­sità degli Studi di Padova (beide Ita­lien), das Com­mis­sa­riat à l’é­ner­gie ato­mi­que et aux éner­gies alter­na­ti­ves CEA-LETI (Frank­reich), die Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät Wien (Öster­reich), das Insti­tut Natio­nal de la Recher­che Sci­en­ti­fi­que sowie die Uni­ver­sity of Toronto und Uni­ver­sity of Water­loo (alle Kanada). Koor­di­niert wird das For­schungs­vor­ha­ben durch das Fraun­ho­fer IOF in Jena.

Das Pro­jekt wird von der Euro­päi­schen Kom­mis­sion (im Rah­men des Pro­gram­mes Hori­zont Europa) sowie dem Natu­ral Sci­en­ces and Engi­nee­ring Rese­arch Coun­cil of Canada (NSERC) mit 2,8 Mil­lio­nen Euro kofi­nan­ziert. 300.000 Euro davon flie­ßen an das Fraun­ho­fer IOF.

Anwen­dun­gen in Infor­ma­ti­ons­tech­nik und Sensorik

Die Quan­ten­ver­schrän­kung, die einst von Albert Ein­stein noch als »spuk­hafte Fern­wir­kung« beschrie­ben wurde, gilt heute als Schlüs­sel­res­source für neuste Anwen­dun­gen in der Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung und Sen­so­rik. Ein glo­ba­les Quan­ten­in­ter­net kann deut­lich ver­bes­serte, bis­her sogar undenk­bare Anwen­dun­gen ermög­li­chen, wie z. B. eine prä­zi­sere Syn­chro­ni­sa­tion von Uhren, ein hoch­ef­fi­zi­en­tes Cloud-Com­pu­ting oder auch eine hoch­si­chere Daten­über­tra­gung mit­tels Quantenkryptographie.

Im Ge­gen­satz zu kon­ven­tio­nel­len Kryp­to­gra­phie-Ver­fah­ren, die Sicher­heit durch den mit einer Ent­schlüs­se­lung ver­bun­de­nen Rechenauf­wand gewäh­ren, basiert die Sicher­heit der Quan­ten­kryp­to­gra­phie auf phy­si­ka­li­schen Prinzipien.