Aktuelles › Pho­to­nik­in­dus­trie Thü­rin­gen: Sta­bil auf Wachstumskurs

Opto­Net stellt in Jena Wachs­tums­re­port 2015 vor

Die Pho­to­nik­in­dus­trie im Frei­staat Thü­rin­gen prä­sen­tiert sich im Jahr 2015 zum wie­der­hol­ten Mal in Folge sta­bil und auf Wachs­tums­kurs. Die 175 Unter­neh­men und neun For­schungs­ein­rich­tun­gen haben mit gro­ßer Mehr­heit erfolg­rei­che Geschäfts­jahre mit Umsatz­wachs­tum und Per­so­nal­auf­bau hin­ter sich und bli­cken opti­mis­tisch in die Zukunft.

Seit 2013 stieg der jähr­li­che Gesamt­um­satz der Bran­che leicht auf 2,85 Mrd. EUR an. Die Beschäf­tig­ten­zah­len lie­gen aktu­ell bei 15.200 Mit­ar­bei­tern. Bis 2015 erwar­ten die Unter­neh­men mehr­heit­lich wach­sende Erträge und pla­nen wei­te­ren Mit­ar­bei­ter­zu­wachs. Beson­ders erfreu­lich ist die hohe Dyna­mik im Grün­der­be­reich: seit der letz­ten Befra­gung wur­den eine ganze Reihe Unter­neh­men neu gegrün­det und haben sich in ver­schie­de­nen Tech­no­lo­gie­fel­dern erfolg­reich etabliert.

Das sind die zen­tra­len Ergeb­nisse des Wachs­tums­re­ports Pho­to­nik, den der Fir­men­ver­bund Opto­Net heute (19.6.2015) in Jena vor­stellte. Dafür wur­den 134 Unter­neh­men aus­führ­lich zu ihren Geschäfts­zah­len und Zukunfts­pro­gno­sen befragt.

POSITIVE GESCHÄFTSLAGE

Befragt nach ihrer aktu­el­len Geschäfts­si­tua­tion, ver­wei­sen rund drei Vier­tel der Fir­men auf eine »sehr gute« bzw. »gute« wirt­schaft­li­che Lage.
»Die Auf­trags­si­tua­tion ist vor allem bei den Her­stel­lern von Medi­zin­tech­nik und in der Pro­duk­ti­ons­tech­nik sehr gut«, erklärte Klaus Schind­ler, Geschäfts­füh­rer von Opto­Net. »Auch die Anbie­ter von Mess­tech­nik und Sen­so­rik berich­ten von einer guten Nachfrage.«

UMSATZPLUS ERWARTET

Viele Akteure der Thü­rin­ger Pho­to­nik bli­cken auf zwei umsatz­starke Jahre mit Zuwachs­ra­ten von bis zu 10% zurück. Dass die Wachs­tums­zah­len der Gesamt­bran­che hin­ter den Erwar­tun­gen zurück­blie­ben, liegt an den Rück­gän­gen bei den frü­her umsatz­star­ken Ver­tre­tern des Solar­be­rei­ches. Die Umsatz­er­war­tun­gen für das lau­fende Geschäfts­jahr las­sen den­noch wie­der teil­weise kräf­tige Zuwächse vor­her­sa­gen: Mehr als 60% der Unter­neh­men rech­nen mit stei­gen­den Erträgen.

BESCHÄFTIGTENZAHLEN HINTER DEN ERWARTUNGEN

Seit der letz­ten Befra­gung im Früh­jahr 2013 sank die Zahl der Beschäf­tig­ten um rund 150 auf 13.900 Per­so­nen. Zusam­men mit den 1.300 Mit­ar­bei­tern in uni­ver­si­tä­ren und außer­uni­ver­si­tä­ren For­schungs­ein­rich­tun­gen arbei­ten damit rund 15.200 Fach­kräfte in der Pho­tonik­bran­che des Frei­staats. Dass der tat­säch­lich rea­li­sierte Per­so­nal­auf­bau (850 Per­so­nen) bei den Kern­un­ter­neh­men der Bran­che hier nicht deut­li­cher sicht­bar wird, liegt an den über­pro­por­tio­nal hohen Rück­gän­gen in der Photovoltaikbranche.

HOHER EXPORTANTEIL

Der Export­an­teil am Umsatz ist mit 66% mehr als dop­pelt so hoch wie die durch­schnitt­li­che Export­rate des ver­ar­bei­ten­den Gewer­bes in Thü­rin­gen. Diese Aus­fuhr­quote unter­streicht die hohe inter­na­tio­nale Ori­en­tie­rung der Unter­neh­men und beweist ihre Wett­be­werbs­fä­hig­keit auf glo­ba­lem Niveau. Die wich­tigs­ten Export­märkte sind West­eu­ropa, Nord­ame­rika und China.

INNOVATIV AUF TOPNIVEAU

Der Erfolg der Unter­neh­men ist vor allem auf ihre hohe Inno­va­ti­ons­kraft zurück­zu­füh­ren: Etwa 35% der Unter­neh­men behaup­ten nach eige­nen Anga­ben mit ihren Pro­duk­ten die Spit­zen­po­si­tion im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb, wei­tere 55% sehen sich im High-End-Bereich auf glei­cher Augen­höhe mit ande­ren Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men. For­schung und Ent­wick­lung spie­len daher eine her­aus­ra­gende Rolle in den befrag­ten Fir­men. 10% des Gesamt­um­sat­zes wer­den dafür reinvestiert.

MEHR PERSONAL BIS 2017

Für 2015 und die kom­men­den zwei Jahre gehen die meis­ten Unter­neh­men von kon­stan­ten (36%) oder wei­ter wach­sen­den (62%) Mit­ar­bei­ter­zah­len aus. Bis Ende 2017 sol­len jähr­lich rund 450 Fach­kräfte neu ein­ge­stellt wer­den. Alters­be­dingt wer­den in die­ser Zeit zusätz­lich rund 600 Stel­len neu zu beset­zen sein. Ins­ge­samt wer­den dem­nach bis Ende 2017 rund 1.950 neue Mit­ar­bei­ter gebraucht. Mit der der­zei­ti­gen Aus­bil­dungs­quote von 4,6% und den zu erwar­ten­den Absol­ven­ten­zah­len an den Thü­rin­ger Hoch­schu­len wird die­ser Bedarf nicht zu decken sein.

LÖHNE UND GEHÄLTER LEICHT UNTER DEUTSCHEM BRANCHENDURCHSCHNITT

Das erste Mal wur­den die Unter­neh­mer zu den Ent­loh­nungs­mo­del­len und zur Höhe der Gehäl­ter befragt. Knapp die Hälfte der Fir­men ist tarif­lich gebun­den oder ori­en­tiert sich am Flä­chen­ta­rif. Im Ver­hält­nis zum durch­schnitt­li­chen deut­schen Bran­chen­lohn lie­gen die Thü­rin­ger Gehäl­ter für Phy­si­ker und Inge­nieure in der Pho­to­nik bei ca. 85 %.

DYNAMISCHE START-UP SZENE

Nach jah­re­lan­ger Sta­gna­tion bei den Fir­men­grün­dun­gen hat die Grün­dungs­dy­na­mik in den letz­ten bei­den Jah­ren deut­lich Fahrt auf­ge­nom­men. Vor allem aus dem Fraun­ho­fer-Insti­tut für Ange­wandte Optik und Fein­me­cha­nik und dem Insti­tut für Ange­wandte Phy­sik der FSU Jena haben junge Nach­wuchs­for­scher den Sprung in die Selbst­stän­dig­keit gewagt.

SEHR GUTE NOTEN FÜR OPTONET

Die Mehr­heit der befrag­ten Unter­neh­men ist Mit­glied im Pho­to­nik­netz­werk Opto­Net und nutzt die Ange­bote des Fir­men­ver­bun­des im Bereich Koope­ra­ti­ons­ver­mitt­lung, Mar­ke­ting und Nach­wuchs­ge­win­nung. Diese Ange­bote der Geschäfts­stelle wer­den fast aus­schließ­lich mit »gut« oder »sehr gut« bewer­tet. Damit sieht sich Geschäfts­füh­rer Klaus Schind­ler bei den wich­tigs­ten Arbeits­fel­dern des Netz­wer­kes bestä­tigt. Stär­ker enga­gie­ren will er sich in Zukunft bei der stra­te­gi­schen Inter­na­tio­na­li­sie­rung der Netz­werk­ar­beit:  Mit einem vom BMBF geför­der­ten Pro­jekt sol­len erst­mals inter­na­tio­nale For­schungs- und Ent­wick­lungs­pro­jekte mit aus­ge­wähl­ten Clus­tern in den USA, Kanada, Japan und Süd­ko­rea auf den Weg gebracht werden.

Opto­Net bün­delt die Inter­es­sen von rund 100 Akteu­ren des Thü­rin­ger Optik­clus­ters, för­dert deren Ver­net­zung und sti­mu­liert Koope­ra­tio­nen mit dem Ziel, die Ent­wick­lung der Opti­schen Tech­no­lo­gien in der Region voran zu brin­gen, die Wett­be­werbs­fä­hig­keit zu erhö­hen und die natio­nale und inter­na­tio­nale Sicht­bar­keit des Clus­ter zu stei­gern. Opto­Net ver­steht sich dabei als Dienst­leis­ter sei­ner Mit­glie­der, schafft eine gemein­same Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Koope­ra­ti­ons­platt­form und enga­giert sich aktiv beim Standortmarketing.

Der Bericht zu den aktu­el­len Geschäfts­zah­len, Umsatz- und Beschäf­ti­gungs­pro­gno­sen wird seit 2001 im Zwei­jah­res­rhyth­mus ver­öf­fent­licht. Die Befra­gun­gen wur­den im Auf­trag von Opto­Net vom Insti­tut für Arbeits‑, Indus­trie- und Wirt­schafts­so­zio­lo­gie der Uni­ver­si­tät Jena durchgeführt.