Aktuelles › 3D-Scan­ner erleich­tert Spu­ren­si­che­rung am Tatort

Mit einem 3D-Scan­ner aus dem Fraun­ho­fer IOF las­sen sich Tat­ort-Spu­ren zer­stö­rungs­frei sichern.

Der Täter hat Schuh­ab­drü­cke hin­ter­las­sen, auch Rei­fen­spu­ren sind zu sehen. Die Spu­ren­si­che­rung gießt sol­che Abdrü­cke übli­cher­weise mit Gips aus – ein lang­wie­ri­ges Ver­fah­ren, das die Spur zudem zer­stört. Mit einem trag­ba­ren 3D-Scan­ner aus dem Fraun­ho­fer IOF las­sen sich sol­che Spu­ren nun inner­halb von Sekun­den zer­stö­rungs­frei sichern. Auf der Poli­zei­aus­rüs­ter­messe GPEC vom 18. bis 20. Februar 2020 in Frankfurt/Main wird der neu­ar­tige »3DF-Scan­ner« vor­ge­stellt (Halle 11.1, Stand E120).

Fin­den die Kom­mis­sare bei einem sonn­täg­li­chen Fern­seh-Tat­ort eine Lei­che, so sam­melt die Spu­ren­si­che­rung DNA-Spu­ren, sichert Fin­ger­ab­drü­cke, macht Fotos und gießt Schuh­ab­drü­cke, Rei­fen­spu­ren oder andere Spu­ren mit Gips aus. Ganz ähn­lich funk­tio­niert auch die tat­säch­li­che Spu­ren­si­che­rung bei der Kri­mi­nal­po­li­zei. Doch der Infor­ma­ti­ons­ge­halt von Fotos ist beschränkt – man kann bei­spiels­weise keine Tie­fen­in­for­ma­tio­nen dar­aus ablei­ten. Auch das Aus­gip­sen von Schuh­ab­drü­cken und Co. hat seine Gren­zen: Zum einen ist die Spur nach dem Aus­gip­sen zer­stört. Zum ande­ren braucht der Gips seine Zeit um aus­zu­här­ten, ins­be­son­dere in einer nas­sen oder kal­ten Umge­bung här­tet er nur schwer aus.

Im All­tag sieht die Unter­su­chung mit dem Scan­ner so aus: Die Spu­ren­si­che­rung hält das Gerät über die Spur, bei­spiels­weise den Schuh­ab­druck, und star­tet die Auf­nahme. Zeit­gleich macht eine am Scan­ner befes­tigte Kamera ein Foto. Ein paar Sekun­den spä­ter sieht der Nut­zer auf dem inte­grier­ten Dis­play ein Vor­schau­bild. Auf die­sem kann er erken­nen, ob der Bild­aus­schnitt passt, das Bild scharf ist und erhält bereits erste Ergeb­nisse. Die Detail­aus­wer­tung folgt im Labor, denn übli­cher­weise wird sie von ande­ren Kol­le­gen, wie Tras­so­lo­gen, durch­ge­führt. Hier las­sen sich dann bei­spiels­weise die Länge eines Abdrucks oder die Tiefe des Schuh­pro­fils ana­ly­sie­ren, sowie Ver­glei­che mit Spu­ren ande­rer Tat­orte oder einem Täter durchführen.

Trag­ba­res Gerät arbei­tet berüh­rungs­los und ist leicht bedienbar

Der trag­bare »3DF-Scan­ner« ermög­licht nun, die Spu­ren ein­fach, schnell und zer­stö­rungs­frei zu sichern. Ent­wi­ckelt haben ihn For­sche­rin­nen und For­scher aus dem Fraun­ho­fer IOF gemein­sam mit Indus­trie­part­nern. »Der Scan­ner erfasst die Spu­ren in drei Dimen­sio­nen«, sagt Roland Ramm, Wis­sen­schaft­ler am Fraun­ho­fer IOF. »Mit nur 4,3 Kilo­gramm ist er sehr leicht, bat­te­rie­be­trie­ben und robust gegen Wit­te­rung und Tem­pe­ra­tur. Zudem arbei­tet er berüh­rungs­los, die Spur ist also nach dem Scan­nen noch intakt.« Selbst kleinste Merk­male kann das Gerät zuver­läs­sig erken­nen, seine Auf­lö­sung liegt unter 200 Mikro­me­tern. Denn wich­ti­ger als etwa die Schuh­größe oder ‑marke sind bei­spiels­weise kleine Krat­zer im Schuh­pro­fil, über den die Kri­mi­nal­po­li­zei einen Schuh­ab­druck ein­deu­tig einem ganz bestimm­ten Schuh zuord­nen kann.

Um die Spu­ren drei­di­men­sio­nal ver­mes­sen zu kön­nen, haben die For­sche­rin­nen und For­scher auf die Mus­ter­pro­jek­tion gesetzt. Zwei Kame­ras, die mit leicht unter­schied­li­chen Blick­win­keln auf die Spur schauen, neh­men jeweils ein Bild auf, wäh­rend ein klei­ner Pro­jek­tor ein Strei­fen­mus­ter auf die Spur strahlt. Anhand der Defor­mie­rung des auf­ge­strahl­ten Mus­ters las­sen sich geo­me­tri­sche Aus­sa­gen tref­fen. Die Mess­un­si­cher­heit beträgt dabei ledig­lich 20 bis 100 Mikro­me­ter. Die Aus­sa­ge­kraft der Daten ist somit min­des­tens genauso hoch wie die von Daten, die über das Aus­gip­sen gewon­nen wer­den – wenn nicht sogar höher.

Prä­sen­ta­tion auf der Fach­messe GPEC in Frankfurt

Mitt­ler­weile wird das Gerät von der ita­lie­ni­schen Firma Gex­cel ver­mark­tet, die auch die pas­sende Aus­wer­te­soft­ware anbie­tet. Inter­es­sierte Poli­zei­be­hör­den kön­nen den trag­ba­ren 3D-Scan­ner zu Test­zwe­cken auch vom Fraun­ho­fer IOF aus­lei­hen. Auf der Fach­messe »Gene­ral Police Equip­ment Exhi­bi­tion & Con­fe­rence GPEC« vom 18. bis 20. Februar 2020 in Frank­furt am Main stel­len die For­sche­rin­nen und For­scher des Fraun­ho­fer IOF den »3DF-Scan­ner« vor (Halle 11.1, Stand E120). Besu­cher kön­nen das Gerät an ver­schie­de­nen Spu­ren live aus­pro­bie­ren, auch die Aus­wer­te­soft­ware von Gex­cel kann anhand von Daten nach­ge­stell­ter Tat­orte getes­tet werden.

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