Unternehmen | 180 |
Umsatz (in € *109) | ~3,3 |
Umsatzanteil für Forschung und Entwicklung | 12 % |
Exportanteil am Umsatz | 67 % |
Beschäftigte gesamt (Industrie und Forschung) | 16.200 |
Beschäftigte in der Industrie | 14.600 |
Beschäftigte in der Forschung (universitär und außeruniversitär) | 1.600 |
Durchschnittliche Betriebsgröße (Mitarbeiter) | ~81 |
Auszubildende | ~520 |
Ausbildungsquote | ~3,3 % |
Zahlen • Fakten

Diese Informationen sind Bestandteil des ›OptoNet PHOTONICS Report 2019‹, der alle zwei Jahre von OptoNet erstellt wird und über aktuelle Geschäftszahlen, Personalprognosen, Marktausrichtung und Export informiert.
OptoNet PHOTONICS Report
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Regionale Verteilung
Jena ist das Zentrum der Thüringer Photonikindustrie. 108 Unternehmen mit insgesamt rund 9.000 Beschäftigten haben ihren Sitz in der Saalestadt sowie im angrenzenden Saale-Holzlandkreis und erwirtschaften rund 60% des Branchenumsatzes. Weitere wichtige Standorte sind der Landkreis Schmalkalden-Meiningen, Erfurt und der Ilm-Kreis sowie der Saale-Orla-Kreis.
UNTERNEHMENSGRÖßEN
Die Mehrheit der Firmen ist nach wie vor klein und mittelständisch geprägt. Die durchschnittliche Betriebsgröße liegt bei ca. 80 Beschäftigten. 43% der Beschäftigten arbeiten in einem Unternehmen mit 11–49 Mitarbeitern. Nur wenige der Unternehmen beschäftigen mehr als 250 Männer und Frauen. Die beiden größten Arbeitgeber sind ZEISS und JENOPTIK mit zusammen rund 3.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Befragt nach ihrer aktuellen Geschäftssituation verweist die große Mehrheit der Firmen auf eine ›sehr gute‹ (32%) bzw. ›gute‹ (51%) wirtschaftliche Lage. Die Auftragssituation ist zu Jahresbeginn 2019 trotz abgeschwächter Konjunkturprognosen gut. Dank der positiven Entwicklung in den vergangenen Jahren konnten die Unternehmen in ihre Produktionskapazitäten investieren und Forschung und Entwicklung weiter stärken. Seit 2017 haben mehr als 65% der Unternehmen ihre Erträge steigern können, nur 3% der Firmen hatten Schwierigkeiten mit der Auftragslage. Der Gesamtjahresumsatz stieg weiter auf 3,3 Mrd. EUR und macht damit rund 9% des gesamtdeutschen Branchenumsatzes aus. Für das laufende Geschäftsjahr 2019 und für 2020 erwarten zwei Drittel der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer steigende Erträge, 35% der Akteure rechnen mit konstanten Einnahmen, nur wenige erwarten Umsatzrückgänge. Das Geschäftsklima in der Photonikbranche hat sich damit im Vergleich zu 2017 auf gutem Niveau stabilisiert, wobei abzuwarten ist, wie sich die aktuell nachlassende weltwirtschaftliche Dynamik auf die Branche auswirken wird.
67% des Umsatzes wurde im Jahr 2018 im Ausland erzielt. Im Vergleich zu anderen Branchen des verarbeitenden Gewerbes in Thüringen mit durchschnittlichen Ausfuhrraten von 36 % (Statistisches Landesamt Thüringen) ist die Photonikbranche außerordentlich exportstark. Die wichtigsten Auslandsmärkte sind nach wie vor USA, China und Westeuropa. Auch für die Zukunft sehen die Unternehmerinnen und Unternehmer in diesen Regionen die größten Potenziale. Mit Sorge beobachten die Befragten Entwicklungen wie den bevorstehenden Brexit, Handelsstreitigkeiten oder Protektionismus. Ein Viertel der Unternehmen ist bereits direkt davon betroffen, weitere 35% erwarten negative Folgen für die Zukunft. Mehr als die Hälfte der Unternehmen sieht in diesem Zusammenhang vor allem Risiken bei Geschäften mit den Vereinigten Staaten, China oder Großbritannien.
Produkte • Technolgieschwerpunkte
Das Technologiespektrum der Thüringer Photonikindustrie ist – auch im internationalen Vergleich – einmalig. An keinem anderen Standort findet sich eine vergleichbare Dichte an Unternehmen der Optik und Mechanik, Messtechnik und Sensorik, Lasertechnik oder Optoelektronik, die alle wertschöpfungsrelevanten Bereiche der Photonik abdecken. Insgesamt sieben technologische Schwerpunkte lassen sich identifizieren, wobei viele Unternehmen auch in mehreren Feldern aktiv sind. Die Zuordnung der Unternehmen erfolgte hier nach ihrem Hauptgeschäftsfeld. Im Vergleich zur letzten Befragung ergaben sich erwartungsgemäß kaum Veränderungen. Lediglich der Photovoltaikbereich, der nach der Schließung von Solar World in Arnstadt nur noch wenige Beschäftigte in Thüringen zählt, hat seine Bedeutung verloren. Die verbliebenen Unternehmen sind nun der Optoelektronik zugeordnet.
Die Thüringer Photonikunternehmen bedienen mit ihren Produkten, Technologien und Dienstleistungen vor allem Kunden anderer hoch spezialisierter Industriezweige. Klassisches Endkundengeschäft spielt kaum eine Rolle. Der wichtigste Einsatzbereich ist die industrielle Produktion, gefolgt von Gesundheitswirtschaft und produktionsnahen Dienstleistungen. Optische Komponenten wie Objektive, Sensoren und Kameras sind wichtige Bestandteile moderner Fertigungsanlagen. Laser ermöglichen die effektive und hochgenaue Bearbeitung von Metallen, Gläsern und Kunststoffen. Optische Messtechnik sichert Fertigungspräzision und Produktqualität. Bildgebende Verfahren sind heute ein wesentliches Werkzeug der medizinischen Diagnostik. Operationsmikroskope, Spezialbeleuchtungen und Speziallaser für Diagnose und Chirurgie sind fester Bestandteil moderner medizinischer Versorgung. Optische Mess- und Analyseverfahren, die Methoden der industriellen Bildverarbeitung oder die Licht- und Farbmesstechnik sind heute Voraussetzung für die Entwicklung wettbewerbsfähiger Produkte und effektiver Fertigungsprozesse.
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung erreichen einen neuen Höchststand. 12% ihres Umsatzes und damit fast 400 Mio. EUR haben die Unternehmen 2018 in Innovationen investiert. Dank der hohen Forschungsintensität besetzen die Firmen nach eigenen Angaben eine Spitzenposition (49%) oder sogar die Technologieführerschaft (39%) in ihrem Marktsegment. Viele Unternehmen investierten in den letzten zwei Jahren in neue Maschinen und Anlagen, erweiterten Mess‑, Prüf- und Labortechnik oder ließen eigene Softwareprodukte entwickeln. Die Digitalisierung spielt dabei eine immer wichtigere Rolle. Die große Mehrheit der Unternehmen (75%) plant in den kommenden zwei Jahren Investitionen in diesem Bereich. Dabei geht es nicht nur um die Einführung und Erweiterung softwarebasierter Planungssysteme (80%) oder vernetzter Automatisierungstechnik in der Fertigung (32%) – zunehmend kommen digitale Technologien auch bei der Produktentwicklung (70%) zum Einsatz. Viele Unternehmen erwarten durch die Digitalisierung wichtige Impulse für den Vertrieb und die Organisation der Lieferketten.
BESCHÄFTIGUNGSENTWICKLUNG
Die sehr gute Geschäftslage führte in den vergangenen zwei Jahren zu einem kräftigen Beschäftigungswachstum. Rund 400 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in Industrie und Forschung eingestellt. Knapp ein Viertel der Unternehmen gab an, in den letzten zwei Jahren stark Personal aufgebaut zu haben, weitere 35% erhöhten zumindest deutlich. Personalabbau spielte keine Rolle. Damit arbeiten insgesamt 16.200 Fachkräfte in der Photonikbranche des Freistaats, 1.600 davon in den universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Auch für das laufende und kommende Geschäftsjahr rechnen die Befragten mit ›deutlich mehr‹ (10%) oder ›mehr‹ (58%) Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Hightech-Unternehmen der Photonikindustrie beschäftigen überwiegend hoch qualifiziertes Personal. So hatten zum Zeitpunkt der Befragung 43% einen Hochschulabschluss, die Hälfte aller Beschäftigten waren spezialisierte Facharbeiterinnen und Facharbeiter.
PERSONALBEDARF • REKRUTING
Zum Zeitpunkt der Befragung hatten 68% der Unternehmen offene Stellen. Dabei wird nicht nur in den großen Unternehmen nach Personal gesucht, auch die kleinen und mittleren Unternehmen haben viele Arbeitsplätze zu besetzen. Mehr als 600 Positionen in Fertigung, Konstruktion oder Entwicklung sind ausgeschrieben, während sich die Rekrutierung nach Angaben der Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer zunehmend schwieriger gestaltet. Mehr als 70% der Unternehmen haben Probleme, geeignete Facharbeiterinnen und Facharbeiter für Fertigung und Konstruktion zu finden. Knapp 60% bewerten das Fachkräfteangebot im akademischen Bereich als ›eher schlecht‹ (43%) oder ’sehr schlecht‹ (15%). In der Regel dauert es mehrere Monate bis ausgeschriebene Stellen besetzt werden.
Knapp 40 % der Befragten geben an, sie hätten ohne den seit einigen Jahren bestehenden Fachkräftemangel heute etwas mehr (31%) oder deutlich mehr (7%) Beschäftigte. Immerhin zwei Drittel der Unternehmen konnte nach eigenen Angaben alle Stellen adäquat besetzen. Noch sind die negativen Auswirkungen fehlenden Personals vor allem auf die Auftragsrealisierung begrenzt, dennoch geben bereits 45% der Unternehmen an, sie hätten deshalb weniger neue Entwicklungen umsetzen können. Parallel dazu investierten 40% der Firmen in Automatisierung, knapp ein Viertel verlagert zumindest teilweise Produktionskapazitäten in andere Regionen.