Aktuelles › Interkulturelle Vielfalt · Vier Jenaer Unternehmen ausgezeichnet
i‑work Preis prämiert zum 5. Mal vorbildliche unternehmerische Integration
Ein „internationales Jubiläum“ feiern heute die Jenaer Wirtschaftsförderung und die Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zum 5. Mal wurde der i‑work Business Award als interkultureller Unternehmenspreis für Jena und die Region vergeben. Für ihre herausragenden Anstrengungen, internationale Mitarbeitende zu gewinnen und im Team zu integrieren, erhielten die IT-Unternehmen TDSoftware und Accenture sowie die Baufirma Dunkel, Veit und Heppner die jeweiligen Auszeichnungen. Erstmals wurde auch ein Praxispreis vergeben. Dieser ging an die Pelzer Maschinenbau und CNC-Zerspanungstechnik GmbH.
„Viele Jenaer Unternehmen engagieren sich beispielhaft für eine tolerante, zukunftsfähige Arbeitswelt, in der Menschen aus aller Welt gemeinsam innovativ zusammenarbeiten“, so Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche in seinem Grußwort. „Die ausgezeichneten Firmen zeigen eindrucksvoll, welche strategischen und operativen Maßnahmen dafür im Arbeitsalltag notwendig sind und wie sie gut umgesetzt werden können.“
In diesem Jahr hatten sich vier Unternehmen für den Preis beworben. Die Corona-Pandemie hatte die Firmen vor besondere Herausforderungen bei der Rekrutierung von internationalen Mitarbeitenden gestellt, so der Geschäftsführer von JenaWirtschaft, Wilfried Röpke. „Wenig bis gar keine internationalen Flugverbindungen, große zeitliche Verzögerungen bei der Visa-Ausstellung, kaum soziale Kontakte nach der Ankunft vor Ort – all diese und noch mehr Corona-Faktoren haben die Hürden sowohl für die Unternehmen als auch die Arbeitnehmenden in diesem Jahr hoch gelegt.“
Besonders beeindruckt war die Jury aus internationalen Mitarbeitenden und Vertreter:innen von Wirtschaft, Universität und Wirtschaftsförderung vom weitreichenden Engagement „mit Herzblut“, das die Unternehmen verfolgten. „Alle bewerbenden Firmen setzen ein breites Portfolio an interkulturellen und integrativen Maßnahmen für und mit ihren Beschäftigten um“, so Laudatorin Dr. Claudia Hillinger von der Universität Jena. „Sie haben erkannt, dass interkulturell vielfältige Teams die eigene Innovationskraft stärken und erfolgreicher kooperieren, und dieses strategische Ziel auch in Corona-Zeiten kreativ verfolgt und umgesetzt“, sagt die Leiterin des Internationalen Büros.
Ein Ziel, dass beim Gewinner des Preises in der Kategorie „Großunternehmen“, dem Beratungsunternehmen Accenture, längst gelebter Alltag ist. „Kulturelle Vielfalt ermöglicht uns einen besseren Umgang mit unseren internationalen Kolleg:innen und Kund:innen in aller Welt“, so Standortleiterin Stephanie Hänsch. „Ein indischer Kollege kann uns beispielsweise in Jena besondere Ausdrücke oder Verhaltensweisen erklären.“ Gesprochen wird auch in Jena vorrangig Englisch, um Sprachbarrieren direkt zu mindern. Insgesamt unterstütze die Vielfalt im Team auch das Recruiting selbst: „Unsere internationalen Teammitglieder empfehlen uns im Ausland oder in ihrem Bekanntenkreis weiter.“
Ein Effekt, der sich auch beim in der Kategorie „Kleine und mittelständische Unternehmen“ ausgezeichneten IT-Unternehmen TDSoftware bemerkbar macht. „Wir gestalten von Jena aus die Welt mit unseren digitalen Produkten und wir sind stolz darauf, dass unser Team ebenso international ist“, so Thomas Dingler, Geschäftsführer von TDSoftware. „Uns ist es wichtig, dass sich jeder und jede hier frei äußern kann und so die eigene Expertise zum Gewinn aller einbringt.“
Doch nicht nur im IT-Bereich bemühen sich Jenaer Firmen um internationale Fachkräfte. Erstmals wurde auch ein Handwerksbetrieb ausgezeichnet. Das Jenaer Bauunternehmen Dunkel, Veit und Heppner erhielt den Preis für die umfassende, individuelle Begleitung von Auszubildenden mit Migrationshintergrund. „Für uns zählt nicht das ‚Woher‘ eines Menschen, sondern das ‚wohin‘“, so Geschäftsführer Enrico Dunkel-Ziegler. Man wolle auch ein Beispiel für andere Betriebe sein. „Für uns sind Verlässlichkeit, Leistungsbereitschaft und das handwerkliche Talent wichtig – unabhängig vom Land, in dem jemand geboren wurde“, so Dunkel-Ziegler. Zwei Maurergesellen aus dem Irak hatte das Unternehmen durch die insgesamt 3‑jährige Ausbildung begleitet.
Und noch eine Neuerung gab es in diesem Jahr: zum ersten Mal konnten sich Unternehmen nicht nur selbst bewerben, sondern auch nominiert werden. Mit diesem „Praxispreis“ wurde die Firma Pelzer ausgezeichnet, die von der Kindersprachbrücke Jena vorgeschlagen worden war. „Das Unternehmen unterstützt besonders seine internationalen Auszubildenden weit über den Arbeitskontext hinaus“, zitiert Ramona Scheiding, Leitung Fachkräfteservice bei JenaWirtschaft, die Nominierungsunterlagen. „Dazu zählen beispielsweise die Unterstützung bei Behördengängen, bei der Wohnungssuche und anderen alltäglichen Herausforderungen.“ Eine Hilfe, die sich auszahlt: „Unter unseren Mitarbeitenden herrscht ein großes familiäres Vertrauen, und daraus ergibt sich eine enge Bindung an unseren Betrieb“, so Firmenchef Bertram Pelzer.
Noch internationaler muss der Standort Jena auf jeden Fall werden, resümiert Wilfried Röpke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung. „Alle Untersuchungen bestätigen, dass der Fachkräftebedarf der lokalen Wirtschaft nur über Zuwanderung, also Menschen mit Migrationshintergrund, zu decken sein wird. Daran ändert auch die Corona-Pandemie nichts. Wir alle – Kommune, Hochschulen, Unternehmen und Stadtgesellschaft – müssen Jena als attraktiven und weltoffenen Standort gestalten und kommunizieren. Dazu gehört auch eine tatsächliche Willkommenskultur in den Unternehmen und Einrichtungen, unabhängig von der Nationalität der Mitarbeitenden“ so Röpke. An der Universität sei das gelebte Realität, ergänzt Claudia Hillinger, und verweist beispielhaft auf den Career Service der Universität, der sich besonders darum bemühe, internationale Studierende in Jena zu halten und in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Mit dem i‑work-Preis wolle man zeigen, wie international die Region Jena und die Unternehmen bereits sind, und wie alle von einer größeren Vielfalt in den Unternehmen und der Gesellschaft profitieren können.
Weitere Informationen: www.jenawirtschaft.de/i‑work
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