Aktuelles › Coro­na­krise • Über die Hälfte der Pho­to­nik­un­ter­neh­men kla­gen über gesun­kene Nachfrage

SPEC­TA­RIS/­Optec­Net-Umfrage: Hohe Umsatz­ein­brü­che im Falle eines län­ge­ren Still­stands der Geschäfts­tä­tig­keit erwar­tet • Ver­bände for­dern poli­ti­sche Maß­nah­men zur Stär­kung der Wettbewerbsfähigkeit

OptecNet SPECTARIS

Für 76 Pro­zent der Pho­to­nik­un­ter­neh­men in Deutsch­land hat sich die Geschäfts­lage auf­grund der Coro­na­krise ver­schlech­tert, 58 Pro­zent beto­nen, die Nach­frage sei deut­lich gesun­ken. 38 Pro­zent der Fir­men haben Kurz­ar­beit ange­mel­det. Das geht aus einer gemein­sa­men Online­um­frage des Indus­trie­ver­ban­des SPECTARIS und Optec­Net Deutsch­land e.V. her­vor, die Mitte April durch­ge­führt wurde und an der rund zehn Pro­zent der etwa 1000 deut­schen Her­stel­ler teil­ge­nom­men haben. Das Umfra­ge­er­geb­nis zeigt, dass auch die Pho­to­nik­in­dus­trie von den wirt­schaft­li­chen Ver­wer­fun­gen der Pan­de­mie stark betrof­fen sein könnte, wenn sich das geschäft­li­che Umfeld in den kom­men­den Wochen und Mona­ten nicht auf­hellt oder sogar ver­schlech­tert. Nach Ein­schät­zung von SPECTARIS läuft es bei vie­len Unter­neh­men der Bran­che bis­her noch ver­gleichs­weise gut, auch wenn einige Absatz­märkte, etwa der Auto­mo­tive­be­reich, ein­ge­bro­chen sind. Die Umfrage zeige aber, dass die Ver­un­si­che­rung ins­be­son­dere bei den klei­nen und mit­tel­stän­di­schen Her­stel­lern groß ist.

Auch wird befürch­tet, dass eine mög­li­che Schwä­che­phase der Bran­che von aus­län­di­schen Inves­to­ren gezielt dazu genutzt wer­den könnte, um tech­no­lo­gi­sches Know­how der High­tech­in­dus­trie auf­zu­kau­fen. »Was die Pho­tonik­bran­che jetzt braucht, ist ein Schutz­schirm gegen aus­län­di­sche Inves­to­ren. Feind­li­che Über­nah­men in Zei­ten von Corona müs­sen durch die Bun­des­re­gie­rung ver­hin­dert wer­den. Dar­über hin­aus muss die Bun­des­re­gie­rung mit ihren Maß­nah­men die Wett­be­werbs­fä­hig­keit nach­hal­tig stär­ken, wich­tig ist hier auch eine effi­zi­ente Startup-För­de­rung«, betont Dr. Bern­hard Ohnes­orge, Vor­sit­zen­der der Pho­to­nik im Indus­trie­ver­band SPECTARIS.

Laut Umfrage könnte eine län­gere, durch Corona bedingte Abschwä­chung der Auf­trags­lage zu deut­li­chen Umsatz­ein­brü­chen im Gesamt­jahr füh­ren. Bei einem Hoch­fah­ren der Wirt­schaft ab Juni rech­nen die Unter­neh­men im Jah­res­ver­gleich 2020/2019 mit einem Umsatz­rück­gang von durch­schnitt­lich 24 Pro­zent. Im Worst Case, einem Still­stand bis August, wird sogar ein Minus von 32 Pro­zent für mög­lich gehal­ten. Stand heute ist aber in den kom­men­den Mona­ten weder von einem kom­plet­ten Still­stand, noch von einer gänz­li­chen Rück­kehr zur geschäft­li­chen Nor­ma­li­tät aus­zu­ge­hen. So läuft das inter­na­tio­nale Geschäft in eini­gen Län­dern wie China wei­ter oder wie­der an, wäh­rend es in ande­ren Län­dern wie Indien still­steht oder ein Still­stand befürch­tet wird.

»Aktu­ell wer­den zuneh­mend Pro­bleme in den Lie­fer­ket­ten sicht­bar«, so Tho­mas Bauer, Vor­stands­vor­sit­zen­der von Optec­Net Deutsch­land, »gleich­zei­tig gibt es in der Pho­to­nik aber kaum Unter­neh­men, die ihre Pro­duk­tion kom­plett schlie­ßen muss­ten.« Wie sich die Krise lang­fris­tig aus­wirkt, ist davon abhän­gig, wie lange der Shut­down in Deutsch­land und ande­ren Indus­trie­na­tio­nen andau­ert und wel­che Fol­gen sich dar­aus für die Kun­den- und Lie­fe­ran­ten­netz­werke ergeben.

Die Bran­che sieht die bereits von der Bun­des­re­gie­rung getrof­fe­nen Maß­nah­men ver­hal­ten posi­tiv. Die getrof­fe­nen Rege­lun­gen zum Kurz­ar­bei­ter­geld wer­den von 48 Pro­zent der befrag­ten Betriebe als rele­vant oder sehr rele­vant bezeich­net, Maß­nah­men wie Steu­er­stun­dun­gen erach­ten 29 Pro­zent der Befrag­ten als sinn­volle Unter­stüt­zung. Per­spek­ti­visch hal­ten die Unter­neh­men andere Maß­nah­men für erfor­der­lich, um den Stand­ort Deutsch­land in der Post-Corona-Zeit wie­der zu stär­ken und die inter­na­tio­nale Wett­be­werbs­fä­hig­keit zu erhö­hen. Ins­be­son­dere for­dert die Pho­tonik­bran­che, die Krise als Inno­va­ti­ons­be­schleu­ni­ger zu nut­zen: 84 Pro­zent der Befrag­ten for­dern eine stär­kere FuE-För­de­rung von der Poli­tik, 82 Pro­zent erwar­ten eine Prio­ri­sie­rung von wei­te­ren inno­va­ti­ons­för­dern­den Maß­nah­men. Dane­ben spre­chen sich 69 Pro­zent der Betriebe für eine stär­kere wirt­schafts­po­li­ti­sche Koor­di­nie­rung inner­halb der Euro­päi­schen Union aus.

SPECTARIS

ist der Deut­sche Indus­trie­ver­band für Optik, Pho­to­nik, Ana­ly­sen- und Medi­zin­tech­nik mit Sitz in Ber­lin. Der Ver­band ver­tritt 400 über­wie­gend mit­tel­stän­disch geprägte deut­sche Unter­neh­men. Die Bran­chen Con­su­mer Optics (Augen­op­tik), Pho­to­nik, Medi­zin­tech­nik sowie Analysen‑, Bio- und Labor­ge­räte erziel­ten im Jahr 2018 einen Gesamt­um­satz von knapp 73 Mil­li­ar­den Euro und beschäf­tig­ten rund 320.000 Menschen.

Optec­Net Deutsch­land e.V.

ist die Dach­or­ga­ni­sa­tion der acht regio­na­len Inno­va­ti­ons­netze Opti­sche Tech­no­lo­gien Deutsch­lands auf natio­na­ler Ebene. Gemein­sam unter­stützt Optec­Net über­re­gio­nale und inter­na­tio­nale Akti­vi­tä­ten wie inter­na­tio­nale Koope­ra­tio­nen, Tech­no­lo­gie­trans­fer und Inno­va­ti­ons­för­de­rung, Nach­wuchs­för­de­rung und eine deutsch­land­weite Öffent­lich­keits­ar­beit. Optec­Net ver­tritt aktu­ell 570 Mit­glie­der aus Indus­trie, For­schung und Dienstleistung.