Aktuelles › Fraun­ho­fer IOF · Volle EUV-Power im klei­nen Labormaßstab

Die Zukunft hat eine Farbe: Sie ist extrem-ultra­vio­lett. Denn mit­hilfe von Licht in die­sem beson­ders kurz­wel­li­gem Spek­tral­be­reich, soge­nann­tem EUV-Licht, las­sen sich z. B. klei­nere und leis­tungs­fä­hi­gere Mikro­chips als je zuvor her­stel­len. Doch die wei­tere For­schung steht vor einem Pro­blem: Expe­ri­mente mit laser­ähn­li­chem EUV-Licht kön­nen bis­her meist nur an teu­ren Groß­for­schungs­an­la­gen betrie­ben wer­den. Das will der Jenaer For­scher Robert Klas ändern. Er hat ein kom­pak­tes EUV-Laser­mo­dul ent­wi­ckelt, mit des­sen Hilfe sich die­ses beson­dere Licht deut­lich leich­ter und kos­ten­güns­ti­ger erzeu­gen lässt. Beson­dere Anwen­dungs­po­ten­ziale sind in der Halb­lei­ter­fer­ti­gung sowie der Mikro­sko­pie denk­bar. Dafür ist Robert Klas nun mit dem Hugo-Gei­ger-Preis aus­ge­zeich­net worden.

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Robert Klas ist Preis­trä­ger des Hugo-Gei­ger-Prei­ses 2023.

Der Jenaer For­scher Robert Klas hat im Rah­men sei­ner Dok­tor­ar­beit ein kom­pak­tes Modul zur Erzeu­gung laser­ähn­li­chen EUV-Lichts ent­wi­ckelt. Wo bis­her For­schungs­an­la­gen von der Größe eines gan­zen Hau­ses nötig sind, soge­nannte Syn­chro­trone, prä­sen­tiert Klas mit sei­ner Dis­ser­ta­tion nun eine neue und effi­zi­ente Methode, um laser­ähn­li­ches EUV-Licht in einer Anlage von der Größe eines Labor­ti­sches zu erzeugen.

Mit sei­ner Dok­tor­ar­beit, die in Koope­ra­tion zwi­schen der Fried­rich-Schil­ler-Uni­ver­si­tät Jena, dem Helm­holtz-Insti­tut Jena und dem Fraun­ho­fer-Insti­tut für Ange­wandte Optik und Fein­me­cha­nik IOF ent­stan­den ist, lie­fert Klas die bis­lang leis­tungs­stärkste laser­ähn­li­che EUV-Quelle im Labor­maß­stab mit einer Durch­schnitts­leis­tung von 10 Mil­li­watt – das ist hun­dert­mal mehr Leis­tung als noch zu Beginn sei­ner Pro­mo­tion in ver­gleich­ba­ren Sys­te­men üblich. Damit kann die EUV-For­schung in Zukunft unab­hän­gig von weni­gen, auf­wän­dig zu unter­hal­ten­den Groß­an­la­gen wer­den. Noch dazu kos­tet der kom­pakte Auf­bau nur einen Bruchteil.

EUV-Quelle im Labor­maß­stab mit hun­dert­mal mehr Leistung

Mit sei­ner Arbeit stellt sich Klas dabei einer wesent­li­chen Her­aus­for­de­rung der Laser­op­tik. Denn hier besagt ein wich­ti­ger Grund­satz: Laser­strah­lung ist umso schwe­rer zu erzeu­gen, je kür­zer seine Wel­len­län­gen sind. Mit sei­ner Arbeit bewegt sich der Phy­si­ker im Wel­len­län­gen­be­reich von 10 bis 50 Nano­me­tern. Ein Nano­me­ter ent­spricht dabei einem Mil­li­ons­tel Mil­li­me­ter. Kurzum: Extrem-ultra­vio­let­tes Licht lässt sich nur extrem schwer als Laser­licht erzeugen.

Um das Pro­blem zu lösen, nutzt Klas moderne Hoch­leis­tungs­ul­tra­kurz­puls­la­ser. Diese wer­den mit­tels des Pro­zes­ses der Erzeu­gung hoher har­mo­ni­scher Strah­lung in EUV-Licht kon­ver­tiert. Dabei fokus­siert Klas den Hoch­leis­tungs­la­ser zunächst in einem Edel­gas. Hier­bei wer­den Elek­tro­nen inner­halb von weni­gen 100 Atto­se­kun­den beschleu­nigt. Eine Atto­se­kunde ist der Tril­li­onste Teil einer Sekunde. Robert Klas ver­an­schau­licht diese Grö­ßen­ord­nung mit einem Ver­gleich: »Eine Atto­se­kunde ver­hält sich zu einer Sekunde wie eine Sekunde zu unse­rem Welt­zeit­al­ter«, erklärt er. Aus den in die­ser unvor­stell­bar kur­zen Zeit beschleu­nig­ten Elek­tro­nen ergibt sich durch die Rekom­bi­na­tion mit ihrem Mut­ter­ion anschlie­ßend die kost­bare EUV-Strahlung.

Die große Her­aus­for­de­rung dabei ist, die frei­ge­setzte Strah­lung kohä­rent zu über­la­gern, also so zu kon­trol­lie­ren, dass sich ihre soge­nann­ten Wel­len­berge im extre­men Ultra­vio­lett-Spek­trum addie­ren und am Ende zu einem Laser­strahl bün­deln las­sen. Durch die kor­rekte Wahl der Laser­pa­ra­me­ter sowie Gas­dichte ist es ihm gelun­gen, eine EUV-Strah­lung mit laser­ähn­li­chen Para­me­tern höchstef­fi­zi­ent zu erzeu­gen. Was in Kom­bi­na­tion mit Hoch­leis­tungs­treib­erla­sern zu einer signi­fi­kan­ten Leis­tungs­stei­ge­rung im EUV führte.

Hoch­leis­tungs-EUV-Quelle schafft Novum in der hoch­auf­ge­lös­ten Mikroskopie

Dass seine Arbeit die wei­tere Erfor­schung sowie Anwen­dung des EUV-Lichts wesent­lich ver­ein­fa­chen wird, davon ist der Wis­sen­schaft­ler über­zeugt: »In Zukunft ist zu erwar­ten, dass die Ergeb­nisse mei­ner Dok­tor­ar­beit die Ent­wick­lung in vie­len wich­ti­gen Berei­chen wie der Ener­gie- und Spei­cher­ef­fi­zi­enz von Chips, Bio­lo­gie sowie Medi­zin vor­an­trei­ben werden.«

Bereits wäh­rend sei­ner For­schung hat Klas dabei erste Anwen­dungs­po­ten­ziale für seine neu­ar­tige EUV-Quelle im Labor­maß­stab erprobt. Im Beson­de­ren hat er sich dabei im Aus­tausch mit ande­ren For­schen­den der Mikro­sko­pie zuge­wandt – spe­zi­ell der Bild­ge­bung im Bereich win­zi­ger Nano­me­ter. »Mit einer Belich­tungs­wel­len­länge von 13,5 Nano­me­tern haben wir eine Auf­lö­sung von 18 Nano­me­tern rea­li­siert«, berich­tet er. Zum Ver­gleich: Kon­ven­tio­nelle Licht­mi­kro­skope schaf­fen nur eine Auf­lö­sung von knapp 500 Nano­me­tern. Wie unfass­bar detail­ge­nau die durch EUV-Licht ermög­lichte Mikro­sko­pie wird, erläu­tert Klas mit einem wei­te­ren Bei­spiel: »In einem Expe­ri­ment haben wir ein soge­nann­tes Field of view in der Größe von 100 x 100 Mikro­me­tern erreicht. Das heißt, wir kön­nen inner­halb eines Bil­des ver­gleichs­weise die Größe eines Fuß­ball­fel­des abde­cken und darin eine Ein-Euro-Münze finden.«

Eine wei­tere Neue­rung: Bei einer EUV-basier­ten Mikro­sko­pie las­sen sich far­bige Bil­der von einer zu unter­su­chen­den Probe erstel­len. Auf diese Weise kön­nen die For­schen­den »in eine Zelle hin­ein­schauen« und unter­schied­li­che Ele­mente bzw. Anteile ver­schie­de­ner Stoffe wie Koh­len­stoff, Lipide etc. unter­schei­den – »ein Novum bei einer solch hohen Auf­lö­sung«, unter­streicht Klas. »Mit unse­rer Tech­no­lo­gie kön­nen wir damit in Zukunft bio­lo­gi­sche und medi­zi­ni­sche Stu­dien vor­an­trei­ben und hof­fent­lich unter­schied­li­che Arten von Viren unter­su­chen. Irgend­wann wol­len wir mit die­sem Ver­fah­ren auch DNA mit etwa zwei Nano­me­tern Durch­mes­ser abbil­den kön­nen«, so der Forscher.

Qua­li­täts­si­che­rung in der Halb­lei­ter­fer­ti­gung mit­tels EUV-Lithographie

Ein wei­te­res beson­de­res Anwen­dungs­po­ten­zial bie­tet die von Klas ent­wi­ckelte Tech­no­lo­gie in der EUV-Litho­gra­phie. Hier wer­den win­zig kleine Mikro­chips mit­hilfe von extrem-ultra­vio­let­tem Licht her­ge­stellt. Schon heute nutzt die Halb­lei­ter­indus­trie die­ses Ver­fah­ren, um mehr als zehn Mil­li­ar­den Tran­sis­to­ren auf einen fin­ger­na­gel­gro­ßen Chip auf­zu­brin­gen. Für die Ent­wick­lung der EUV-Litho­gra­phie wurde ein For­schungs­team von TRUMPF, ZEISS und Fraun­ho­fer 2020 mit dem Deut­schen Zukunfts­preis ausgezeichnet.

Klas’ For­schung eröff­net in die­sem Zusam­men­hang eine neue Mög­lich­keit der Qua­li­täts­si­che­rung. Denn die her­aus­ra­gen­den mikro­sko­pi­schen Eigen­schaf­ten sei­nes Sys­tems kön­nen auch auf eine Belich­tungs­maske ange­wandte wer­den. Diese wird in der Halb­lei­ter­fer­ti­gung genutzt, um die win­zig klei­nen EUV-Chips her­zu­stel­len. Ver­ber­gen sich Feh­ler in die­ser Maske, wer­den diese an die damit gefer­tig­ten Chips wei­ter­ge­ge­ben. Durch die EUV-Mikro­sko­pie kann die Maske auf der­lei Feh­ler hin unter­sucht wer­den. Schwach­stel­len in der EUV-Maske früh­zei­tig zu erken­nen und somit wei­tere Feh­ler in der Fer­ti­gung zu ver­mei­den, spart Zeit und Geld. »Die­ses Ver­fah­ren kann den Aus­schuss ver­rin­gern und damit zu einer nach­hal­ti­ge­ren Pro­duk­tion füh­ren«, erläu­tert Klas die Vor­züge die­ser Methode.

Aus­zeich­nung mit dem Hugo-Geiger-Preis

Für seine weg­wei­sende For­schungs­ar­beit wurde Robert Klas nun mit dem »Hugo-Gei­ger-Preis für wis­sen­schaft­li­chen Nach­wuchs« aus­ge­zeich­net. Der Award wird vom Frei­staat Bay­ern und der Fraun­ho­fer-Gesell­schaft an her­aus­ra­gende Nach­wuchs­for­schende ver­ge­ben. Die Preis­ver­lei­hung erfolgte am 21. März in Mün­chen. Ins­ge­samt wur­den drei Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler aus Mün­chen, Frei­burg und Jena geehrt. Wei­tere Infor­ma­tio­nen zum Award sowie den wei­te­ren Preis­tra­gen­den fin­den Sie in der Pres­se­mel­dung der Fraun­ho­fer-Gesell­schaft.

EUV-Licht – das Licht für das digi­tale Zeitalter

Licht im extrem-ultra­vio­let­ten Bereich, kurz EUV-Licht, ist ein ganz beson­de­res Licht. Auf­grund sei­ner beson­ders kur­zen Wel­len­länge kön­nen damit win­zig kleine Struk­tu­ren her­ge­stellt wer­den. Wich­tig ist das zum Bei­spiel in der Halb­lei­ter­fer­ti­gung: Hier kön­nen mit­hilfe von EUV-Licht feinste Schalt­kreise auf Mikro­chips her­ge­stellt wer­den. Auf diese Weise kön­nen Halb­lei­ter künf­tig klei­ner und zugleich leis­tungs­stär­ker als je zuvor gebaut wer­den. Und genau diese Mini-Chips brau­chen wir drin­gend, denn ohne sie sind z. B. Fort­schritte in der Künst­li­chen Intel­li­genz oder auch beim Auto­no­men Fah­ren kaum denkbar.

Bis­lang ist Erzeu­gung von laser­ähn­li­chem EUV-Licht nur in teu­ren und auf­wän­di­gen Groß­an­la­gen mög­lich. For­schende müs­sen zur Nut­zung die­ser Anla­gen spe­zi­elle For­schungs­zen­tren auf­su­chen, soge­nann­ten Syn­chro­trons. Oft war­ten die Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler hier jah­re­lang auf einen Platz, um am Ende nur wenige Wochen oder gar Tage expe­ri­men­tie­ren zu kön­nen. For­schung und wei­te­rer tech­no­lo­gi­scher Fort­schritt, den das EUV-Licht gerade im digi­ta­len Zeit­al­ter ver­spricht, wer­den damit mas­siv erschwert. Hier will Klas mit sei­ner neuen, kom­pak­ten EUV-Quelle künf­tig Abhilfe schaffen.

Kon­takt

Roberts Klas
Fraun­ho­fer IOF
Albert-Ein­stein-Str. 7
07745 Jena
Tele­fon +49 3641 807–640
Mail ed.refohnuarf.foi@salk.strebor