Aktuelles › Fraun­ho­fer IOF · Mehr Leis­tung für die Laser­kom­mu­ni­ka­tion im All

Sie flie­gen hoch über unse­ren Köp­fen und sind für unsere glo­bal ver­netzte Welt unab­ding­bar: Satel­li­ten. Um ihre Daten unter­ein­an­der sowie mit Boden­sta­tio­nen aus­zu­tau­schen, haben sie lange Zeit mit Funk­wel­len gear­bei­tet. Doch in einer hoch­ver­netz­ten Welt mit einem rasant wach­sen­dem Daten­vo­lu­men rei­chen diese schon lange nicht mehr aus, um der Menge an Daten gerecht zu wer­den. Die Lösung: Licht. Denn mit Licht las­sen sich Daten deut­lich schnel­ler – und spe­zi­ell mit ver­schränk­ten Licht­teil­chen, den soge­nann­ten Quan­ten auch noch wesent­lich siche­rer – über­tra­gen. Auf der SPIE Pho­to­nics West prä­sen­tiert das Fraun­ho­fer-Insti­tut für Ange­wandte Optik und Fein­me­cha­nik IOF vom 31. Januar bis 2. Februar gemein­sam mit sei­nen Pro­jekt­part­nern aus der Quan­ten­kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Welt­raum­for­schung meh­rere Inno­va­tio­nen für die laser- und quan­ten­ge­stütz­ten Kommunikation.

Die Ein­bin­dung von Satel­li­ten in ter­res­tri­sche Glas­fa­ser­netze wird unsere Art zu kom­mu­ni­zie­ren künf­tig erheb­lich ver­bes­sern und flä­chen­de­cken­der ver­füg­bar machen. Im glo­ba­len pho­to­ni­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­netz der Zukunft sind Satel­li­ten die schnel­len Aus­weich­rou­ten, sozu­sa­gen die Bedarfs­um­lei­tung, die ver­stopfte Daten­au­to­bah­nen ent­las­ten können.

Um künf­tig noch höhere Daten­ra­ten über noch grö­ßere Distan­zen sen­den zu kön­nen, haben For­schende des Fraun­ho­fer IOF nun ein Modul zur Kom­bi­na­tion meh­re­rer Laser­strah­len in ver­schie­de­nen Wel­len­län­gen ent­wi­ckelt. Der neue Wel­len­län­gen­mul­ti­ple­xer wird auf der inter­na­tio­na­len Fach­messe SPIE Pho­to­nics West, zusam­men mit Tech­no­lo­gien für die Kom­mu­ni­ka­tion mit­tels Quan­ten, vorgestellt.

Neuer Wel­len­län­gen­mul­ti­ple­xer für Über­tra­gungs­leis­tun­gen bis zum Mond

© Fraun­ho­fer IOF Die satel­li­ten­ge­stützte Laser­kom­mu­ni­ka­tion ermög­licht eine stark gerich­tete Über­mitt­lung von Daten über große Distan­zen. Mit einem am Fraun­ho­fer IOF ent­wi­ckel­ten Wel­len­län­gen­mul­ti­ple­xer wird künf­tig das Sen­den noch grö­ße­rer Daten­ra­ten über noch grö­ßere Distan­zen möglich.

Der Wel­len­län­gen­mul­ti­ple­xer (»Wave­length Divi­sion Mul­ti­plex­ing«, kurz: WDM) wurde von For­schen­den aus Jena in Koope­ra­tion mit der Euro­päi­schen Welt­raum­be­hörde ESA ent­wi­ckelt. Das Modul zur spek­tra­len Kom­bi­na­tion ver­eint fünf Laser­strah­len leicht unter­schied­li­cher Wel­len­län­gen mit­ein­an­der. Jeder ein­zelne Laser­strahl mit sei­ner spe­zi­fi­schen Wel­len­länge reprä­sen­tiert dabei einen ein­zel­nen Kanal, der jeweils 20 Watt Leis­tung erbringt. Jeder die­ser Kanäle kann Daten über­tra­gen. Mit dem Mul­ti­ple­xer wer­den diese Kanäle nun zu einem ein­zi­gen, stär­ke­ren Signal zusam­men­ge­fasst. Durch die Über­la­ge­rung erreicht der Mul­ti­ple­xer ins­ge­samt 100 Watt opti­sche Leis­tung. Durch die starke Bün­de­lung bei gleich­zei­tig hoher Leis­tung wäre auf diese Weise theo­re­tisch sogar eine Ver­bin­dung bis zum Mond oder noch wei­ter ent­fern­ten Pla­ne­ten denkbar.

Für die Kom­bi­na­tion die­ser Kanäle haben die For­schen­den des Fraun­ho­fer IOF soge­nannte Volu­men-Bragg-Git­ter mit genau spe­zi­fi­zier­ten Reflek­ti­vi­tä­ten für die jewei­lige Kanal­wel­len­länge ver­wen­det. Auf diese Weise wer­den die Kanäle im Bereich von 1,5 Mikro­me­tern Wel­len­länge über­la­gert und zu einem ein­zi­gen Strahl gebün­delt. Beson­ders her­aus­for­dernd hier­bei: Mit gerade ein­mal 1,3 Nano­me­tern spek­tra­lem Abstand lie­gen die Kanäle sehr nah bei­ein­an­der. Hier­für eig­nen sich die Volu­men-Bragg-Git­ter ideal. Sie ver­fü­gen nicht nur über eine hohe Reflek­ti­vi­tät, son­dern gleich­zei­tig auch über sehr steile, spek­trale Kan­ten. Dem­entspre­chend kön­nen meh­rere Kanäle sehr dicht gepackt wer­den, ohne die Band­breite des kom­bi­nier­ten Strahls stark zu erwei­tern. Der ent­wi­ckelte Mul­ti­ple­xer ver­fügt über fünf Kanäle, je nach Anwen­dung, wären aber auch deut­lich mehr denkbar.

© Fraun­ho­fer IOF Hoch­leis­tungs­spie­gel­te­le­skop für die opti­sche Quan­ten­kom­mu­ni­ka­tion. High-per­for­mance mir­ror telescope for opti­cal quan­tum communication.

Kom­mu­ni­ka­tion mit Lasern und Quan­ten auf der SPIE Pho­to­nics West

Neben dem neuen Wel­len­län­gen­mul­ti­ple­xer prä­sen­tiert das Insti­tut ins­be­son­dere Tech­no­lo­gien zur hoch­si­che­ren Kom­mu­ni­ka­tion mit ver­schränk­ten Licht­tei­len, also Quan­ten. Das Fraun­ho­fer IOF erforscht hier ins­be­son­dere den Aus­tausch von Quan­ten­schlüs­seln über ver­schie­dene Distan­zen. Eine Vari­ante, um sol­che Quan­ten­schlüs­sel zu über­tra­gen, ist der Aus­tausch via Frei­strahl – also durch die Luft hin­durch. Im Rah­men der Initia­tive QuNET, ein vom Bun­des­mi­nis­te­rium für Bil­dung und For­schung mit 125 Mil­lio­nen Euro geför­der­tes Pilot­pro­jekt zur Erfor­schung der Quan­ten­kom­mu­ni­ka­tion, wurde am Fraun­ho­fer IOF ein Metall­spie­gel­te­le­skop mit einer akti­ven Strahl­sta­bi­li­sie­rung ent­wi­ckelt. Die­ses erlaubt es, in kur­zer Zeit einen Frei­strahl­link zwi­schen zwei Kom­mu­ni­ka­ti­ons­part­nern etwa inner­halb einer Stadt auf­zu­bauen. Per­spek­ti­visch eig­net sich diese Tech­no­lo­gie auch, um Quan­ten­schlüs­sel mit­tels Satel­li­ten auszutauschen.

© Fraun­ho­fer IOF Eine AO-Box ist ein adap­tiv-opti­sches Modul. Es kann Wel­len­fron­ten kor­ri­gie­ren, die bei der Frei­strahl­über­tra­gung durch Tur­bu­len­zen in der Atmo­sphäre gestört werden.

Ein wich­ti­ger Bau­stein hier­für ist die adap­tive Optik: Denn immer dann, wenn opti­sche Signale durch die Schich­ten unse­rer Atmo­sphäre hin­durch gesen­det wer­den, sind diese ver­schie­dens­ten Tur­bo­len­zen aus­ge­setzt, die die Qua­li­tät des Signals nega­tiv beein­flus­sen. Der­lei Stö­run­gen kön­nen durch adap­tive Opti­ken kor­ri­giert wer­den. For­sche­rin­nen und For­scher haben dafür ein adap­tiv-opti­sches Modul ent­wi­ckelt – auch »AO-Boxen« genannt. Die AO-Box, die in einer opti­schen Boden­sta­tion bzw. einem Tele­skop ein­ge­setzt wer­den kann, kor­ri­giert tur­bu­lenz­be­dingte Wel­len­front­feh­ler oder kom­pen­siert diese vor­beu­gend. Anschlie­ßend kann das Signal gemes­sen oder an ein Faser­netz­werk über­ge­ben werden.

Die SPIE Pho­to­nics West ist eine der inter­na­tio­nal größ­ten Fach­mes­sen in den Berei­chen Optik und Pho­to­nik. Sie wird jähr­lich durch die »Society of Photo-Opti­cal Instru­men­ta­tion Engi­neers« (SPIE) veranstaltet.