Aktuelles › Fraun­ho­fer IOF · Neue Infra­rot­ka­mera soll Sicher­heit beim auto­no­men Fah­ren erhöhen

IZB 2024: Fraun­ho­fer IOF prä­sen­tiert minia­tu­ri­sierte und kos­ten­güns­tige Infra­rot-Optik für Sicherheitsanwendungen

For­schende aus Jena haben eine kos­ten­güns­tige und zugleich leis­tungs­starke Infra­rot­ka­mera ent­wi­ckelt, die beson­ders für den Ein­satz in auto­no­men Fahr­zeu­gen geeig­net ist. Das Fraun­ho­fer-Insti­tut für Ange­wandte Optik und Fein­me­cha­nik IOF prä­sen­tiert die neu­ar­tige Infra­rot­ka­mera auf der Inter­na­tio­na­len Zulie­fe­rer­börse (IZB) in Wolfsburg.

Der Herbst ist da. Und mit ihm Regen, Nebel und die früh ein­set­zende Dun­kel­heit. Im Stra­ßen­ver­kehr erfor­dert das erhöhte Auf­merk­sam­keit, denn die Sicht­ver­hält­nisse ver­schlech­tern sich zuneh­mend. Wär­me­bild­ka­me­ras, die Men­schen auch bei schlech­ten oder ein­ge­schränk­ten Sicht­ver­hält­nis­sen zuver­läs­sig erken­nen, kön­nen hier für mehr Sicher­heit sor­gen. Das gilt beson­ders für auto­nome Fahr­zeuge, bei denen even­tu­ell gar kein Mensch mehr kon­stant den Fahrt­weg beobachtet.

Ein Team vom Fraun­ho­fer IOF hat es sich daher zur Auf­gabe gemacht, eine Wär­me­bild­ka­mera für den Ein­satz im Stra­ßen­ver­kehr zu ent­wi­ckeln. Dar­aus ist eine neu­ar­tige Infra­rot­ka­mera ent­stan­den, die im Wel­len­län­gen­be­reich von 8 bis 14 Mikro­me­tern arbei­tet – also genau dem Bereich, in dem auch die Wär­me­strah­lung liegt, die Men­schen bei Tag und Nacht abge­ben. Zusätz­lich ist es den For­schen­den gelun­gen, die Tech­no­lo­gie beson­ders kos­ten­güns­tig und trotz­dem leis­tungs­fä­hig zu realisieren.

»Diese Tech­no­lo­gie kann die Sicher­heit im Stra­ßen­ver­kehr signi­fi­kant erhö­hen und Unfälle ver­mei­den«, erklärt Pro­jekt­lei­ter Mar­tin Hub­old vom Fraun­ho­fer IOF. »Das schafft sie, indem sie gän­gige Kame­ra­sys­teme und Sen­so­ren, z.B. LIDAR oder RADAR, bei schwie­ri­gen Sicht­be­din­gun­gen ergänzt, ohne eine aktive Beleuch­tung zu benötigen.«

Fla­che Bau­form bei hoher Licht­stärke und Winkelauflösung

Bei der Umset­zung der neu­ar­ti­gen Infra­rot­ka­mera lie­ßen sich die For­schen­den von ihren Erfah­run­gen mit Mul­ti­aper­tur­ka­me­ras lei­ten. »Die Kern­idee besteht darin, die Kamera aus meh­re­ren klei­nen und kos­ten­güns­ti­gen Bolo­me­ter­ar­rays auf­zu­bauen«, sagt Hub­old. Die ein­zel­nen Bild­be­rei­che wer­den durch eine Soft­ware zu einem gro­ßen Gesamt­bild mit einer Auf­lö­sung von aktu­ell ca. 530 x 210 Pixeln über ein Gesichts­feld von 34 x 13 Grad zusammengesetzt.

Auf den Sen­so­ren sitzt eine kata­di­op­tri­sche, also aus Spie­geln und Pris­men zusam­men­ge­setzte, Optik. Sie ermög­licht eine mit gerade mal 10 Mil­li­me­tern beson­ders fla­che Bau­weise. Zu ihrer Her­stel­lung wur­den in Koope­ra­tion mit dem Fraun­ho­fer-Insti­tut für Sili­zi­um­tech­no­lo­gie ISIT in Itze­hoe ska­lier­bare und kos­ten­güns­tige litho­gra­fi­sche Metho­den sowie im Auto­mo­tive-Bereich eta­blierte Mate­ria­lien genutzt. So kann die Kamera mit hoher Licht­stärke (F/1,1) und Win­kel­auf­lö­sung (16 Pixel/Grad) punk­ten, wäh­rend gleich­zei­tig die Bau­form platz­spa­rend gehal­ten wird.

Dank ihres hori­zon­tal weit­rei­chen­den Gesichts­fel­des ist die Kamera beson­ders gut für die Erken­nung von Men­schen, etwa am Stra­ßen­rand oder auf Fahr­rad­we­gen, geeig­net. Die Tech­no­lo­gie adres­siert damit Fah­rer­as­sis­tenz­sys­teme und auto­nome Fahr­zeuge (Level 3 und höher) gleichermaßen.

Ska­lier­bare Her­stel­lung ermög­licht viel­fäl­tige Anwendungen

Der neu­ar­tige Ansatz der Kamera nutzt einer­seits kom­mer­zi­ell ver­füg­bare Infra­rot-Sen­so­ren, ande­rer­seits eine Optik, die im Wafer­maß­stab her­ge­stellt wer­den kann. »Mit der Wafer­le­vel-Her­stel­lung der Kamera kön­nen wir die Pro­duk­tion ver­ein­fa­chen und die Her­stell­kos­ten deut­lich sen­ken«, betont Hubold.

Neben dem Ein­satz in auto­no­men Fahr­zeu­gen bie­tet die Infra­rot­ka­mera des­halb auch für andere Anwen­dun­gen viel­fäl­tige Mög­lich­kei­ten. Dazu gehö­ren die Detek­tion von Wär­me­ver­lus­ten, Sicher­heits­an­wen­dun­gen bei der Kon­trolle von z.B. Depo­nien oder bei Feu­er­wehr­ein­sät­zen sowie neue Kon­zepte in der Über­wa­chung indus­tri­el­ler Prozesse.

Prä­sen­ta­tion auf der IZB Wolfs­burg 2024

Die neue Infra­rot­ka­mera des Fraun­ho­fer IOF wird vom 22. bis 24. Okto­ber 2024 auf der IZB Wolfs­burg in Halle 2 am Stand 2201 zu sehen sein. Auf der Messe wird auch gezeigt, wie sich Infra­rot­bil­der mit denen einer visu­el­len Kamera fusio­nie­ren las­sen, um sicher­heits­re­le­vante Situa­tio­nen bes­ser bewer­ten zu können.

Wei­ter­füh­rende Informationen:
Mehr über die Abtei­lung Opti­sches und mecha­ni­sches Sys­tem­de­sign am Fraun­ho­fer IOF