488. JENAer Optikkolloquium • Verschränkte Welt: Von photonischen Quantenprozessoren zu globalen Satellitennetzen
Seit Mai 2018 findet das traditionelle JENAer Carl-Zeiss-Optikkolloquium als JENAer Optikkolloquium am Abbe Center of Photonics auf dem Beutenberg Campus Jena statt. Es ist offen für alle Interessierten aus Forschung, Wirtschaft und Bildung und versteht sich als Forum für neue Technologien rund um die Photonik.
Verschränkte Welt • Von photonischen Quantenprozessoren zu globalen Satellitennetzen
Dr. Fabian Steinlechner • Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF
ZUM THEMA
Das quantenphysikalische Phänomen der Verschränkung wurde einst von Albert Einstein als »spukhafte Fernwirkung« abgetan. Inzwischen haben eine Vielzahl grundlegender Experimente jedoch belegt, dass die Quantenverschränkung nicht nur existiert, sondern auch neuartige Anwendungen in der Informationsverarbeitung und der Sensorik ermöglicht. Ein globales Quanteninternet könnte bisher undenkbare oder deutlich verbesserte Anwendungen befähigen, wie etwa präzisere Zeitsynchronisation, blindes Cloud-Computing oder eine hochsichere Datenübertragung. Insbesondere die Quantenkryptographie hat dabei erste kommerzielle Anwendung über kurze Faserverbindungen bereits gefunden. Derartige Quantenmehrwerte auch in globalen Quantenkommunikationsnetzen zu erschließen, ist jedoch mit einer Reihe technologischer und wissenschaftlicher Herausforderungen verbunden. Hier bedarf es neben der Entwicklung systemintegrierter quantenoptischer Hardware insbesondere auch effizienterer Methoden für die Erzeugung, Manipulation, und Verteilung verschränkter Photonen über große Distanzen.
Ein vielversprechender Ansatz könnte hier die Erhöhung der Dimensionalität der Quantenverschränkung sein. Die Mehrheit gegenwärtiger Quantenkommunikationsexperimente bedient sich bisher einer zweidimensionalen Zustandskodierung, zum Beispiel in orthogonalen Polarisationsmoden, womit jedes Photon höchstens ein Quanten-Bit übertragen kann. Photonen haben jedoch weitere Quanteneigenschaften (z. B. Frequenz, zeitliche oder räumliche Mode), die ebenfalls zur Informationsübertragung herangezogen werden können. Die Ausweitung von Quantenprotokollen auf hochdimensionale Freiheitsgrade birgt großes Potenzial hinsichtlich Bandbreite und Effizienz der Quanteninformationsverarbeitung. Das könnte unter anderem dabei helfen, die Anzahl der benötigten Photonen zu reduzieren und künftige technologische Anwendungen in diesem Feld damit schneller und effizienter ablaufen zu lassen.
Dieser Vortrag gibt einen Überblick zur aktuellen Forschung und Entwicklung im Bereich der Quantenkommunikation und Sensorik mit verschränkten Photonen. Nach einer kurzen Einführung in grundlegendende Konzepte der Quanteninformation und der Erzeugung verschränkter Photonen mittels nichtlinearer Optik werden Fragestellung um die physikalisch-technischen Grundlagen von Quantenkommunikationssystemen und Linktechnologien für reale Anwendungsszenarien behandelt. Es folgt ein Bericht über die erste erfolgreiche Demonstration einer quantensicheren Kommunikation zwischen zwei öffentliche Einrichtungen in Deutschland. Abschließend wird auf aktuelle Forschung in der Gruppe zur Manipulation und Verarbeitung hochdimensional verschränkter Photonen für die Quanteninformationsverarbeitung und Sensorik in verteilten Netzen eingegangen.
ZUM REFERENT
Fabian Steinlechner promovierte 2015 am ICFO – The Institute of Photonic Sciences in Barcelona, wo sich seine Forschung auf Quantenlichtquellen für Anwendungen im Weltraum konzentrierte. Im Anschluss an die Promotion forschte er als Postdoc am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an experimentellen Tests der Nichtlokalität und der verschränkungsbasierten Quantenkommunikation über lange Distanzen. Im August 2018 wurde er mit dem Forschungsprogramm „Photonische Technologien für die Quantenkommunikation“ zum Nachwuchsgruppenleiter am Fraunhofer IOF berufen. Die Forschung in der Gruppe konzentriert sich auf angewandte photonische Quantentechnologien – vom Engineering verschränkter Lichtzustände bis hin zu Anwendungen auf Systemebene. Seit 2020 entwickelt er mit seiner Gruppe Aktive und Adaptive Optik auch Linktechnologien und adaptiv-optische Systeme für die Quantenkommunikation mit Satelliten.
TEILNAHME & BUCHUNGSKONDITIONEN
- Die Veranstaltung ist offen für alle Interessierten und kann ab sofort gebucht werden.
- Die Teilnahme ist kostenfrei.
- Die Veranstaltung findet online statt.
- Alle Teilnehmenden erhalten am Veranstaltungstag um 15 Uhr eine Nachricht mit den Zugangsdaten und Einwahlhinweisen.
HISTORIE
Das JENAer Optikkolloquium geht auf eine Veranstaltungsreihe der Jenaer Zeiss Werke zurück, die 1971 zunächst zur Weiterbildung der Mitarbeiter ins Leben gerufen wurde. Durch die Gewinnung hochkarätiger Referenten entwickelte es sich schnell zu einem wichtigen Diskussionsforum der führenden Optikexperten des Landes.
Nach 1989 wurde das Kolloquium in Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Optik der Universität Jena, vertreten durch Prof. Kowarschik, weitergeführt und gewann durch die Beteiligung führender Wissenschaftler und Unternehmen und die Kooperation u.a. mit dem Fraunhofer IOF und dem Leibniz IPHT weiter an Bedeutung.
Das JENAer Optikkolloquium wird unterstützt von: Carl Zeiss AG, Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik, Friedrich-Schiller-Universität Jena, JENOPTIK AG, Leibniz-Institut für Photonische Technologien e.V. Veranstalter ist OptoNet e.V.
Veranstaltungsform
Online
Kontakt
Jenaer Optikkolloquium
OptoNet e.V.
03641 327 92 92
ed.muiuqollokkitpo@ofni
https://optikkolloquium.de/
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